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Statue in Trier Der riesengroße Marx aus China

Die Volksrepublik China will der Stadt Trier eine riesengroße Karl-Marx-Statue schenken. Nun hat der Stadtrat dem mehrheitlich zugestimmt. Die Entscheidung bleibt kontrovers.
Der hölzerne Schattenriss in Originalgröße der geplanten Karl-Marx-Statue in Trier

Der hölzerne Schattenriss in Originalgröße der geplanten Karl-Marx-Statue in Trier

Foto: Harald Tittel/ dpa

Wie wichtig war Karl Marx - und lohnt es sich, immer noch über ihn zu streiten? Zum 200. Geburtstag von Karl Marx im Jahr 2018 wird Marx' Geburtsstadt Trier eine Statue von ihm aus China aufstellen. Das hat der Stadtrat am Montagabend mehrheitlich entschieden. 42 Mitglieder stimmten dafür, das Geschenk der Volksrepublik anzunehmen, sieben waren dagegen, vier enthielten sich.

In der Stadtratsdebatte ging es kontrovers zu. Der Trierer Baudezernent Andreas Ludwig (CDU) empfindet die geschenkte Karl-Marx-Statue aus China jedoch als Ehre für seine Stadt. "Dass das größte Land der Erde an die kleine Stadt Trier denkt, das ist doch toll", sagte Ludwig im Südwestrundfunk. "150.000 chinesische Touristen kommen jedes Jahr nach Trier - und das können noch viel mehr werden", fügte er hinzu.

Und auch der kulturpolitische Sprecher der SPD-Fraktion Markus Nöhl sieht die Statue laut "Neues Deutschland" als Bereicherung: "Das Geschenk Chinas ist eine Anerkennung für die Geburtsstadt des großen Philosophen Marx". Die Statue könne Anlass zum Diskurs sein. "Genau dafür ist Kunst da." Trier wolle im Jubiläumsjahr 2018 "mit der ganzen Welt in eine Diskussion treten", auch mit den chinesischen Besuchern.

Ein Zeichen gegen Menschenrechtsverletzung?

Die Vorsitzende der Linken in Trier Katrin Werner sieht die Statue als eine Gelegenheit zur kritischen Auseinandersetzung mit dem Werk des Philosophen. "Trier sollte die Größe haben, zu einem ihrer bekanntesten Kinder zu stehen. Das Werk von Marx, insbesondere seine treffende Analyse des Kapitalismus, hat Menschen auf der ganzen Welt bewegt und tut es weiterhin", sagte sie.

Vor allem Reiner Marz von den Grünen appellierte an den Stadtrat, das Geschenk abzulehnen. "Wer ein Geschenk annimmt, ehrt den Schenkenden. Die Kommunistische Partei Chinas ist keine Ehre wert", sagte er. Wenn Trier die Statue ablehnen würde, könnte damit ein Zeichen gegen Menschenrechtsverletzungen in China gesetzt werden.

Auch die AfD äußerte sich während der Stadtratssitzung kritisch: "Marx hat die parlamentarische Demokratie abgelehnt. Zum Judentum hatte Marx ein schwieriges Verhältnis", sagte Michael Frisch von der Alternative für Deutschland. Marx sei kein Humanist gewesen, sondern ein antidemokratischer Revolutionär.

Über die Kosten soll erst später verhandelt werden

Nach dem bisherigen Entwurf des chinesischen Künstlers Wu Weishan soll die geplante Marx-Statue inklusive Podest 6,30 Meter hoch werden und in der Nähe der Porta Nigra auf einem Platz stehen. Der "Riesen-Marx" und der geplante Standort hatte unter den Trierern teils heftige Kritik ausgelöst.

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Als die Idee der Schenkung aufgekommen sei, habe die Stadt überlegt, ob eine Statue dieser Größe passend wäre. "Und dann haben wir das einfach mal bauen lassen, wie groß das eins zu eins ist - und ich glaube, das hat viele Ängste genommen", sagte Ludwig. Bis zu Marx' 200. Geburtstag werde die Statue stehen.

Über Standort, Größe und mögliche Aufstellungskosten der geplanten Statue soll jedoch erst später nach weiteren Verhandlungen mit China entschieden werden.

ipp/AFP/dpa

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